Technische Betriebsführung von Bestandsanlagen
Der Kauf von Photovoltaik-Bestandsanlagen (kurz: PV-Bestandsanlagen) ist eine begehrte Anlageform. Darunter versteht man den Kauf einer Photovoltaik-Anlage auf einer fremden, gepachteten Dachfläche, die über einen bestimmten Zeitraum gepachtet wurde. Der Kauf einer solchen Anlage bringt viele Vorteile mit sich.
Der hauptsächliche Vorteil beim Kauf von Bestandsanlagen besteht darin, dass die Anlage bereits gebaut und angeschlossen wurde und damit sofort Erträge einbringt. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass aufgrund der Abrechnungen der vergangenen Jahre genau ersichtlich ist, wie gut die Solaranlage wirtschaften konnte. Somit ist es möglich, eine genaue Ertragsprognose für die Restlaufzeit aufzustellen.
Haben Sie gerade eine PV-Bestandsanlage in Ihre technische Betriebsführung übernommen? Dann sollten Sie jetzt unbedingt eine Bestandsaufnahme der neuen Photovoltaikanlage vornehmen. Denn bevor mit dem operativen Monitoring mittels einer Monitoring-Software gestartet werden kann, sind in vielen Fällen erst mehrere vorbereitende Maßnahmen bei Bestandsanlagen erforderlich. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick über häufige Probleme bei neu übernommenen Bestandsanlagen und deren Lösungsmöglichkeiten.
Vorteile von PV-Bestandsanlagen
- Sofortige Einnahmen: Durch den Kauf von bestehenden Solaranlagen können Sie sofort Einnahmen generieren. Für eine neu gebaute Photovoltaik-Anlage müssen Sie in der Regel ein Jahr Geduld mitbringen, bis die PV-Anlage an das Stromnetz angeschlossen ist und Erträge erwirtschaftet.
- Hohe Sicherheit: Indem Sie eine Bestandsanlage kaufen, profitieren Sie von der höchstmöglichen Sicherheit, da die PV-Anlage bereits besteht. Die Anlage kann besichtigt und eventuelle Risiken oder Probleme damit ausgeschlossen werden.
- Genaue Ertragsprognose: Beim Kauf von bestehenden PV-Anlagen liegen die Abrechnungen der bisherigen Jahre normalerweise bereits vor. Sie können daher anhand der bisherigen Wirtschaftlichkeit eine sehr genaue Prognose für die kommenden Jahre bis zum Ende der Laufzeit erstellen. Sie wissen exakt, was Sie voraussichtlich erwirtschaften werden.
Hohe Steuervorteile: Die Steuervorteile einer Photovoltaik-Anlage als Photovoltaik-Direktinvestment sind sehr begehrt. Besonders die Nutzung des Investitionsabzugsbetrages (IAB) ist für viele Steuerzahler ein großer Vorteil, wenn es darum geht, Steuerzahlungen in eigenes Vermögen zu verwandeln.
Auf diese Punkte sollten Sie bei Bestandsanlagen achten:
Eine PV-Anlage sollte nicht nur regelmäßig gewartet, sondern auch auf eventuelle Schäden überprüft werden. Das gilt erst recht für große Bestandsanlagen mit mehreren tausend Modulen. Bei in die Jahre gekommenen Installationen gibt es zudem häufig Optimierungsbedarf. Überprüfungs- und Instandsetzungsarbeiten insbesondere an größeren Photovoltaik-Anlagen werden aber oftmals unterschätzt. Bei der technischen Betriebsführung von Bestandsanlagen geht es nicht nur um die reine Installationsarbeit, sondern um einen durchaus komplexen Sachverhalt, der zu gravierenden Betreiberrisiken führen kann. Oftmals schlummern diese Risiken unentdeckt und der Betreiber ist sich seiner Verantwortung nicht bewusst.
Sicherstellen der Kommunikation
Photovoltaikanlagen sind heute komplexe IT-Systeme, die mit anderen komplexen Systemen bei den Direktvermarktern und Netzbetreibern Informationen austauschen. Innerhalb einer Photovoltaikanlage stellt der Datenlogger eine zentrale Überwachungseinheit dar. Bei großen Anlagen ist darauf zu achten, dass er über die notwendigen Schnittstellen zu den Wechselrichtern, Sensoren und Messsystemen verfügt und diese zuverlässig auslesen und wenn nötig steuern kann. Erst wenn alle Geräte innerhalb der PV-Konfiguration miteinander einwandfrei kommunizieren können, machen die Folgeschritte Sinn. Daher sollten Sie bei der technischen Betriebsführung von Bestandsanlagen auf das Prüfen der folgenden, gängigen Kommunikationsstrecken in PV-Anlagen achten.
- Verbindung zwischen Datenloggern und Wechselrichter
- Verbindung zwischen Datenlogger und Monitoring-Portal
- Rundsteuerempfänger bzw. Parksteuerung
Prüfen der Anlagendokumentation
Grundsätzlich sollte jeder Anlagenbetreiber nach erfolgreicher Installation der PV-Anlage eine ausreichende Dokumentation über die Installation erhalten. Gerade bei übernommenen Bestandsanlagen sind im Laufe der Zeit viele verschiedene Dienstleister auch nach der Inbetriebnahme an Wartung und Erweiterung der PV-Konfiguration beteiligt. Deshalb ist die Anlagendokumentation oft „Stückwerk“ und in Teilen oder sogar vollständig veraltet oder lückenhaft. Mit den folgenden Checks bringen Sie Ihre Dokumentation wieder auf den neuesten Stand und finden heraus, ob und wo etwas fehlt.
- Fehlende / Fehlerhafte PV-Stringpläne: Bei dem Bau der Anlagen wird oft nicht die geplante Verschaltung der PV-Strings/Module umgesetzt. Diese Änderungen werden häufig nicht in den Anlagendokumentationen angepasst. Dadurch sind Ertragsvergleiche zwischen kombinierten String-Bündeln nicht mehr möglich und Ausfälle von einzelnen Strings eines Bündels werden schwer zu erkennen.
- Plausibilitätsprüfung der Modulverschaltung: Bei den meisten heute installierten Photovoltaikanlagen werden Stringwechselrichter eingesetzt. Dabei werden die Photovoltaik-Module je nach Anzahl und Verschattungssituation, zu einzelnen Strängen möglichst gleicher Modulleistung zusammengeschaltet. Trifft man eine geeignete Modul-Wahl bei der Verschaltung der Strings, erzielen diese Photovoltaikanlagen trotz Reihenschaltung und Verschattungen auch sehr gute Wirkungsgrade.
- PV-Stringanzahl und PV-Stringlänge bestimmen: Sobald die Daten aus der Anlagendokumentation in die Monitoring-Software eingepflegt wurden, können Sie die Anzahl der an den Wechselrichtereingang parallel geschalteten PV-Strings und die Länge der PV-Strings (Anzahl der in Reihe geschalteten PV-Module) bestimmen.
- Prüfung von Ausrichtung und Neigung der PV-Module: Ausrichtung (Azimut) und Neigung der PV-Module haben starken Einfluss auf den Leistungsverlauf und damit schlussendlich auch auf den Ertrag eines PV-Generators. Es ist deshalb wichtig, dass Ausrichtung und Neigung für jedes PV-Feld in der Monitoring-Software richtig hinterlegt sind.
Prüfung der Anlagenperformance
Alle Ihre PV-Komponenten sind miteinander verbunden, die Kommunikation funktioniert und auch die saubere Konfiguration in Ihrer Monitoring-Software ist gewährleistet. Fertig! Oder nicht? Mit den folgenden Schritten machen Sie noch einmal einen letzten Initialcheck. Wir legen Ihnen diesen Schritt nahe, bevor Sie in das operative Monitoring übergehen. Oft fallen auch in dieser Phase noch einige Besonderheiten oder Umstände auf. Diese können die Messungen beeinflussen, wenn man sie nicht vor Beginn des laufenden Monitorings erkennt und berücksichtigt oder bereinigt.
- Prüfung auf anlagenspezifische Ertragseinbußen (z.B. Verschattung)
- Prüfung auf Ertragseinbußen verursacht durch Umwelteinflüsse (z.B. Verschmutzung, Bewuchs usw.)
Haben Sie Fragen zur technischen Betriebsführung von Bestandsanlagen?
Bei der technischen Führung von Bestandsanlagen geht es also nicht nur um die Instandsetzung von dokumentierten Mängeln, sondern um Prozesssicherheit, Konformität und Minimierung von Betreiberrisiken. Benötigen Sie Unterstützung bei der Überwachung Ihrer Solaranlagen oder von ganzen PV-Parks helfen wir Ihnen über unser Operatives Monitoring gerne weiter. Kontaktieren Sie uns hierzu einfach!